In Rahmen des Studium Generale wird in einer Ringvorlesung ausgewählten Themen zur Geschichte der Frauen an der Universität Tübingen Einblick gegeben. Die Vorträge können von allen Interessierten vom 23. April bis zum 16. Juli 2025 jeweils mittwochs, 18.15 Uhr, Kupferbau Hörsaal 25 sowie im Livestream besucht werden.
Erst 1904, also 427 Jahre nach den ersten Männern, konnten Frauen an der Universität Tübingen ein reguläres Studium beginnen. War in den ersten Jahren noch vergleichsweise wenigen Frauen ein Studium möglich, nimmt in den letzten Jahrzehnten ihr Anteil an der Gesamtstudierendenzahl kontinuierlich zu. Doch noch immer ist eine Minderheit der Professuren mit Frauen besetzt. Anlässlich des 550. Universitätsjubiläums ist es daher höchste Zeit zu fragen:
Welche Rolle spielten Frauen in den vergangenen Jahrhunderten, in den letzten Jahrzehnten und welche nehmen sie heute und künftig ein?
In der Vorlesungsreihe wird der Blick auch auf die Zeit vor 1904 gelegt, waren Frauen doch bereits zuvor Teil der Universität. Mit einem Fokus auf Strukturen und weniger auf Einzelpersonen wird der Rolle und Bedeutung von Frauen und Geschlechterbeziehungen an der Tübinger Universität in den vergangenen knapp 550 Jahren auf den Grund gegangen. Doch gerade vor dem 20. Jahrhundert sind diese häufig nicht sichtbar: Als Professorengattinnen und -töchter oder als Mägde lassen sie sich oft nur durch eine männliche Sichtweise geprägt fassen. Häufig schreiben die damaligen Tübinger Professoren über Frauen, etwa in juristischen oder theologischen Schriftstücken oder privaten Nachrichten. Zugleich sind vor dem Ende des 19. Jahrhunderts an der Tübinger Uni fast keine schriftlichen Äußerungen von Frauen selbst greifbar. So entsteht vorschnell der Eindruck, dass ihnen vor allem eine passive Rolle an der früheren Tübinger Universität zuzusprechen ist.
Doch die Rahmenbedingungen änderten sich allmählich, als die ersten außerordentlichen Studentinnen ihren Weg an die Tübinger Hochschule fanden und sich stückchenweise den Weg zum Studium erkämpften. In der Vorlesungsreihe werden solche emanzipatorischen Entwicklungen, aber auch Rückschläge und Zeiten, in denen Frauen keine aktive Rolle zukam, betrachtet. Zugleich wird mit Sophie Erhardt eine Frau in den Blick genommen, die ihre Position ausnutzte, um auch nach 1945 rassistische Forschungen an der Tübinger Universität zu betreiben.
Die abschließenden Vorträge widmen sich der Gleichstellung und der Gender-Frage heutzutage und bieten somit einen Brückenschlag in die Gegenwart.
Termine
- 23.04.2025: Cherchez la femme. Frauen in der Geschichte der Uni Tübingen (Tjark Wegner)
- 30.04.2025: Arbeiten – Lernen – Gebären. Frauen an der geburtshilflichen Klinik Tübingen (Lea Schneider)
- 07.05.2025: Mechtild von der Pfalz und die Gründung der Tübinger Universität (Sigrid Hirbodian)
- 14.05.2025: Ehe, Frauen und die Universität (Giulio Erbar)
- 21.05.2025: Netzwerken im Hintergrund. Frauen an der frühneuzeitlichen Tübinger Universität (Sabine Holtz)
- 28.05.2025: Die Macht der Hexen. Positionen der Theologen und Juristen an der Uni Tübingen (Anita Bindner)
- 04.06.2025: Vom „Experiment“ zur Immatrikulation. Die Anfänge des ordentlichen Frauenstudiums in Tübingen und im Kaiserreich (Marco Birn)
- 18.06.2025: Gender Gap. Frauen in der Tübinger Professorengalerie (Ariane Koller)
- 25.06.2025: Zäsur 68? Wann, wie und wo wandelten sich die Geschlechterverhältnisse an der Uni Tübingen? (Sonja Levsen)
- 02.07.2025: Einerlei oder zweierlei? Über die Lernfähigkeit der Anthropologin Sophie Ehrhardt und die Lernfähigkeit der Republik (Hans-Joachim Lang)
- 09.07.2025: Seit 1986: Gelichstellungarbeit an der Uni Tübingen (Ingrid Hotz-Davies)
- 16.07.2025 : Das Unbehagen mit dem Geschlecht oder: Wer hat Angst vor ‚Gender‘? (Gero Bauer)
Organisation
Dr. Tjark Wegner, Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften
Live-Übertragung
Vorlesungsreihe über Zoom: Meeting-ID: 958 2555 9639